Kategorie-Archiv: Zugänglichkeit

GWConnect – Ein leichtgewichtiges Skype-Programm im Test

== Vorgeschichte ==
Im Rahmen des Fachausschusses für Informations- und Telekommunikationssysteme (FIT) wollten wir spontan eine Konferenz über Skype abhalten. Bislang hatte ich den dienst nicht genutzt und bat einen Kollegen um einen Crashkurs. Erfreut wurde mir berichtet, dass GWConnect ein vollständig zugängliches und einfaches Programm sei, um zu Skypen. Na genau das Richtige.
== Installation und Einrichtung ==
Die Anwendung
[[https://www.gwmicro.com/catalog/gw_connect/|GWConnect]] wird von GWMicro dem Hersteller von Window-Eyes herausgegeben. Die Anwendung ist frei verfügbar und blendet zu Beginn und alle halbe Stunde eine Werbung ein, falls man keine Lizenz erwirbt. Es handelt sich also um eine spezielle Skype-Lösung für Screenreader-Nutzer von einem kompetenten Hersteller.

Die Installation verläuft unproblematisch und es gibt keine besonderen Schwierigkeiten für ungeübte Nutzer. Da dies die Zielgruppe der Anwendung ist, versuche ich die Testergebnisse entsprechend zu bewerten. Es ist nicht entscheidend, ob ich als Profi-Anwender mit der Anwendung zurechtkomme, sondern ob sie wirklich hilft, mit wenigen Kenntnissen am PC skypen zu können.

Nach dem Start der Anwendung gelangt man über den Knopf Registrierung auf die Webseite von Skype um sich dort ein Konto einzurichten. Die Webseite ist im Großen und Ganzen sicher recht zugänglich, aber wie üblich mit viel Inhalt gefüllt, den ein Anwender nicht bei der Kontoeinrichtung braucht. Nun, das ist aber keine Schuld von GWConnect.

Als Anwender mit einem Facebook-Konto gefiel mir die Möglichkeit, dieses für Skype zu verwenden. Ich würde zu den Freunden aus Facebook ggf. skypen wollen und brauche nicht unbedingt noch ein weiteres Passwort. GWConnect gibt auf seiner Homepage nicht explizit an, dass Konten mit Facebook nicht unterstützt werden.

Die Verknüpfung mit Facebook ist recht einfach, birgt aber seine Tücken. Es ist nämlich so, dass die Facebook-Seite geöffnet wird und der relevante Dialog ganz am Ende der Seite (also nach dem üblichen Kram am Seitenende) eingeblendet wird. Das liegt offenbar daran, dass der Inhalt zuletzt eingefügt wird und zumindest NVDA ihn am Ende präsentiert. Dies geschieht mit einem eingebetteten Objekt mit dem schnöden Namen “dlg”. Auch kann hier kann GWConnect nichts dafür, aber ein normaler PC-Anwender wird hier schon recht ordentlich geprüft. Im Prinzip klickt man sich durch die Dialoge – ich habe es tunlichst unterlassen dort Änderungen vorzunehmen. Zu fragil erscheinen mir diese neuartigen Webdialoge.

Am Ende ist aber mein Skype-Konto eingerichtet. Also gwconnect gestartet und sich anmelden … Hier findet sich nur ein Feld für den Nutzernamen und ein Kennwort. Auf der Homepage von Skype und im richtigen Skype-Client gibt man zwar den Skypenamen an, aber kein Kennwort, sondern klickt dafür einen Link an, der sich bei Facebook anmeldet. Ein solcher Link fehlt in GWCwconnect und die Eingabe des Facebook-Kennworts führt (wie auch auf der Seite von Skype) nicht zum Erfolg.

Es ist mir auch nicht mit einem weiteren Konto gelungen, dass überhaupt nicht mit Facebook verknüpft war. Der Anmeldedialog enthält außerdem einen echten kleinen Vauxpas: Die Option zur automatischen Anmeldung beim Programmstart ist noch in englisch. OK, das bekommt vielleicht noch jeder raus, aber es zeigt, dass offenbar niemand die lokalisierte Version getestet hat.

Wenn man die falschen Login-Daten gespeichert hat und die Anwendung neu startet, bekommt man eine Fehlermeldung, das das Passwort falsch ist (mit den gleichen Daten konnte ich das unverknüpfte Konto aber auf der Skype-Seite anmelden). Meldet man sich aber im Programm manuell an – also ohne die automatische Anmeldung, dann kommt keine entspr. Fehlermeldung. Ich habe erst nach vielen Minuten begriffen, dass ich gar nicht angemeldet war.

Natürlich habe ich die Anfrage der Windows-Firewall positiv beantwortet, aber es funktioniert trotzdem nicht. Es mag gut sein, dass ich einen Fehler gemacht habe, oder das ein Problem anderer Art vorliegt, aber ich habe keine Lust, mich extra dafür in einem Mailingliste einzutragen. Die Anwendung werde ich deinstallieren und stattdessen den offiziellen Client verwenden.

== Fazit ==
Die gefundenen Fehler wiegen doppelt schwer, weil sich hier ein namenhafter Hersteller eines kommerziellen Screenreaders eine schlechte Werbebotschaft leistet. Eigentlich wäre ich neugierig ein Window-Eyes mal richtig intensiv zu testen. Die Zielgruppe, nämlich relativ ungeübte Anwender dürften hier auf echte Hindernisse stoßen. Die Tatsache, dass im ersten Dialog, der nach Installation der Anwendung erscheint einen englischen Text enthält, könnte auf eine nur schlecht getestete Anwendung hindeuten. Ich habe auch im Handbuch der Anwendung nachgesehen (das vollständig auf Englisch ist), aber auch da konnte ich keine Lösung für meine Probleme finden.

Eigentlich ist es sehr schade, dass GWConnect diese Fehler hat, denn ein einfacher Skype-Client wäre eine echte Alternative zum überfrachteten Skype-Client.

Link

Unter dem folgenden Link findet sich ein sehr interessanter Blog mit vielen (aber anderen) Artikeln rund um das Thema Zugänglichkeit und blind leben. Der Autor ist zudem ein sehr erfahrener Blogger, was man an der kompakten und gut lesbaren Form der Artikel merkt. Und es erscheinen deutlich öfter Artikel als hier:
http://blindleben.blogspot.de
Viel Spaß beim schmökern

Link

== Spezielle Seite für Linux-Freunde ==
Es gibt eine Seite, die sich voll und ganz der Zugänglichkeit von Linux (Konsole und Desktop) für blinde und sehbehinderte Menschen verschrieben hat. Evtl. ist hier der richtige Tipp für den Einen oder Anderen Linux-Freund dabei.
http://www.linux-fuer-blinde.de

ABC-Notation als Alternative zu Braillenoten

So lange ich mich mit Musik beschäftige, so lange habe ich auch das Problem gehabt, meine Kompositionen nicht recht aufschreiben zu können oder mir Stücke festzuhalten. Natürlich habe ich schon früh von der Braillenotenschrift erfahren, aber es hat immer ein entspr. Lehrer gefehlt, der sie mir beigebracht hätte. Ob die Lehrer im Schulunterricht hätten dies leisten sollen, will ich hier garnicht vertiefen.

Der Versuch mir die Braillenoten anhand eines umfangreichen Gitarrenwerkes in Brailleschrift selbst beizubringen war ein Fiasko. Ich denke schon, dass ich komplexe Kodierungen durchdringen kann, aber das war offenbar zu viel.

Zufällig bin ich dann auf die Seite
http://abcnotation.com gestoßen. Es handelt sich um einen offenen Standard, in dem Musikstücke ebenfalls textbasiert und linear kodiert werden. Louis Braille, der meines Wissens nach die Braillenotenschrift verfasst hat, hätte diese Kodierung vermutlich sehr gemocht. Sie ist eindeutig, kompakt und systematisch!

Die ABC-Notation Bildet die Noten mit den Buchstaben C, D, E, F, G,A und B ab. Durch Groß- und Kleinschreibung sowie anschließende Zusatzzeichen wird die Oktave einer Note festgelegt.

Neben der ursprünglichen Ausrichtung auf Melodien wurde der Standard mittlerweile so erweitert, dass quasi alle üblichen Eigenschaften eines Stücks kodiert werden können. Dieser Standard heißt dann abcplus und ist in einem langen, aber gut zugänglichen PDF dokumentiert.

== Warum unbedingt eine Alternative zu Braillenoten ==

Richtig, nur weil ich mir nicht die Mühe machen will, Braillenoten zu lernen, wird eine andere Kodierung nicht gleich viel besser. Außerdem sind beide vermutlich bei komplexen Stücken ähnlich kompliziert. Ich gebe der ABC-Notation aus folgenden Gründen den Vorzug:
* Die ABC-Notation wird von wesentlich mehr Musikern vor allem aus dem folk-Bereich verstanden. Es ist also eine Brücke zwischen blinden und sehenden Musikern, statt eine Insellösung.
* ABC-Noten lassen sich automatisch über MIDI abspielen und in normale Musiknoten umwandeln.
* Midi-Daten lassen sich in ABC-Notation umwandeln, sodass ein sonst nur akustisch vorhandenes Stück lesbar wird.
* Es gibt einen großen Fundus von Noten, die bereits in ABC-Notation vorliegen und damit unmittelbar nutzbar sind.
* ABC-Noten können direkt in Braille ausgedruckt werden und sind auch jenseits eines PC nutzbar – sie haben also keinen Nachteil gegenüber den Braillenoten.

Ich vermeide es an dieser Stelle Beispiele für die ABC-Notation zu liefern, weil dies schon ausreichend im obigen Link der Fall ist. Google dürfte hier außerdem gezielt Stücke in ABC-Notation finden können. Außerdem bin ich noch nicht in der Lage ein ernsthaftes Beispiel zu liefern, dass ich selbst erstellt und nicht zusammenkopiert habe.

Hier noch ein Link, der die aBC-Notation beschreibt:
http://penzeng.de/Geige/Abc.htm

Es sollte technisch machbar sein einen Konverter zwischen ABC-Notation und Braillenoten in die jeweils andere Richtung zu erstellen.

== ABC-Notation als Brücke ==
Die Funktion als Brücke oder gemeinsame Sprache zwischen blinden und sehenden Musikern kann nicht hoch genug bewertet werden. Möchte Ihnen jemand Noten für ein Lied übermitteln können Sie entweder versuchen die Noten im Netz zu finden, oder bei unbekannteren oder eigenen Stücken um eine Ausgabe in aBC bitten. Das braucht zwar ein wenig Einarbeitung, aber mit den automatischen Werkzeugen, kann der Ersteller prüfen, ob er die Umwandlung korrekt gemacht hat. Umgekehrt kann man ABC-Noten erstellen, diese über MIDI überprüfen und sie anschließend ausdrucken. Eine Kontrolle der grafischen Noten ist sicher notwendig, aber dann geht es nur noch um Details.

Und was kostet das alles? Nichts! Die Dokumentation und die Software zur Verarbeitung von ABC-Noten sind kostenlos erhältlich. Die Dokumentation liegt auf Webseiten bzw. in einem PDF-Dokument im Fall von ABC-Plus vor. Die Software besteht aus Kommandozeilenwerkzeugen, die daher zugänglich sind.

== Fazit ==

Mit ABC-Notation kann ich meine Musik ausdrücken, fremde Noten lesen und mich mit anderen Musikern verständigen. Die Notation leistet einen wichtigen Beitrag zur Integration blinder Musiker – auch wenn sie dafür nie geschaffen wurde. Die Vorteile der ABC-Notation könnten mit denen der Braillenoten kombiniert werden, falls jemand einen entspr. Konverter erstellt. Ich besitze zwar die notwendigen technischen Fähigkeiten dazu, aber kenne die Notationen nicht gut genug, um so etwas umzusetzen.

Herausforderung Webanwendungen

Noch vor einigen Monaten war ich der Meinung, dass eine webbasierte Anwendung eine relativ gute Zugänglichkeit bietet. Die Browser sind von den Screenreaderherstellern gut angepasst, es existieren viele Schnelltasten und vernünftiges und gut ausgezeichnetes HTML setzt sich durch.

 

Allerdings bin ich in den letzten Wochen in Kontakt mit einer Reihe von Webanwendungen gekommen, die in mir Zweifel weckten, ob die Zugänglichkeit wirklich gegeben ist. Die Navigationstasten funktionieren, aber trotzdem habe ich oft das Gefühl auf einem großen Feld verloren zu sein.

Ich nenne das ganze mal etwas platt den Facebook-Effekt. Dabei verwende ich NVDA und einen aktuellen Firefox. Während ich Statusmeldungen lese, wird die Seite ab und an aktualisiert und NVDA ergießt sich in der Ansage tausender Listen die rigendwie im Kontext keinen Sinn machen. Man kommt zwar klar, aber erst nach reichlich Training. Ich habe das Glück, beruflich den ganzen Tag am PC zu sitzen und die Bedienung von Screenreader und Browser ist für mich nichts anstrengendes, aber was ist mit all jenen, die sich mühsam durch eine Seite quälen? OK, ich muss ja kein Facebook verwenden ode könnte eine App verwenden, aber in anderen Fällen gibt es quasi keine Alternative.

 

Ein Problem scheint zu sein, dass die neuen Elemente einer Seite wie Menüs und Registerkarten bislang als Listen vorgelesen werden. Dadurch muss man erst mühsam suchen, wenn man in einer Hilfe liest, man möge auf ein bestimmtes Register klicken. Weitere Hindernisse, die mir aufgefallen Sind, berichte ich am Beispiel der entspr. Anwendung.

 

Blogverwaltung

 

Als Bloggingsoftware ist WordPress www.wordpress.orgeine gute Wahl. Immerhin bekommt so auch ein blinder oder sehbehinderter Autor eine ansprechende Webseite, ohne sich aktiv um das Layout kümmern zu müssen. Die Bedienelemente sind anständig ausgezeichnet und für sich selbst gut bedienbar. Allein die Masse der Tabellen, Menüpunkte etc. auf einigen WordPress-Seiten ist so groß, dass ungeübte auch hier lange lesen müssten, bevor sie die Zusammenhänge erkennen und wissen auf welchen der prominent platzierten Links sie klicken müssen. Während Überschriften und Tabellen gut navigiert werden können, präsentieren sich die Menüs im WordPress 3.4.1 und Theme Twenty Eleven als nicht klar beschriftete oder doppelte Links. Außerdem erschließt sich mir nicht, wie sich die Schrift- und formatieroptionen über dem Schreibfeld auswirken, wenn ich jedesmal für die Bedienung den Formularmodus abschalten muss. Mindestens ist eine solche Arbeitsweise sehr umständlich. Ich behelfe mir mit einem Plugin wie Blogtext, aber solche Optionen über Eingabefeldern werden immer häufiger. Von einer Rechtschreibprüfung, die ich aktiviert hatte, ganz zu schweigen.

 

Verwaltung von Scrum-Projekten

SCRUM ist eine spezielle Methodik zur Entwicklung von Softwareprojekten. Dabei werden für alle neuen oder geänderten Funktionen sog. Userstories und untergeordnete Aufgaben erstellt. Im Ergebnis hat man eine Reihe von Informationen, die an Tickets hängen. Der Status der Tickets ist von zentraler Bedeutung für den Prozess. Dementsprechend besteht die Anwendung TinyPm www.tinypm.com im Wesentlichen aus einem Ticketsystem mit verschiedenen Ansichten. Zur leichteren Verfolgung und für die Übersicht werden außerdem eine Reihe von Grafiken (Charts) dargestellt. Diese bleiben Screenreadernutzern naturgemäß verborgen. Weil sie zentrale Informationen bündeln und aufbereiten ist dies ein erheblicher Verlust.

 

Der zentrale Dialog der aufgabenzettel stellt alle Tickets eines bestimten Zeitraumes in einer dreispaltigen Tabelle dar. Die Spalten zeigen den Status an. Die Ansicht erlaubt einen raschen Überblick über den aktuellen Zustand. Anwender ziehen ein Ticket einfach in eine andere Spalte um dessen Status zu ändern.

Die Tabelle läßt sich nur schwer mit Screenreadern navigieren. Zwar werden alle Elemente einer Spalte korrekt vorgelesen, aber es feht ein schneller Überblick darüber, welche Tickets zu einem bestimmten übergeordneten Ticket welche Status haben. Das Navigieren durch Spalten und Reihen mit den Screenreaderkommandos funktioniert nicht. Möchte man als Screenreadernutzer einen Ticket verschieben – allso den Status ändern, so muss man es jedesmal editieren und Start- und Endzeit in einem bestimmten Format angeben. Das ist nicht schwer, aber dieser Vorgang mus ständig ausgeführt werden. Damit entsteht immer ein gewisser Zeitverlust. Hinzu kommt, dass JAWS den Aufbau der Seiten signifikant verzögert.

 

Verwaltung beliebiger Projekte

Nach dem ich einen Artikel in der C’T gelesen hatte, habe ich mich zum Test bei www.projectplace.de angemeldet. Neben diversen kryptischen Links bei denen die alternativtexte aus wilden Zahlen bestehen und Einträgen wie void haben es auch die Eingabefelder in sich. Z.B. dann, wenn man ein Projektmitglied einladen möchte. Vermutlich wird die E-Mail-Adresse umgehend geprüft. Auf jeden Fall war ich nicht in der Lage, eine falsch eingegebene Adresse zu korrigieren. Irgendwann hab ich’s dann zwar geschafft, aber wenn man an solchen Kinkerlitzchen viele Minuten verschwndet, dann ist das kein effizientes Arbeiten.

Der Versuch ein Dokument einzustellen war nicht erfolgreich. Ich konnte zwar ein Word-Dokument anlegen, es aber nicht mit Inhalt füllen. Um überhaupt die Funktion zu finden, mit der ich eines anlegen konnte, habe ich nach “Neu” auf der ganzen Seite gesucht und war irgendwann auch erfolgreich. Das ist wohl mehr Glück als Verstand oder systematisches vorgehen.

 

Datenbankverwaltung

Oracle bietet mit seinem Grid control eine komplexe Weboberfläche um eine ganze Farm von Datenbanken, Servern mit all dem Hard- und Softwarezubehör zu verwalten. Viele Links kann man nur bedienen, weil man aus Beschriftungen wie bkzanme&%d etwas wie Anmelden herauslesen kann. Da ist Phantasie un Grips gefragt. Die Dialoge bestehen aus diversen Registern, Menüs, Tabellen und Einstellmöglichkeiten. Man sucht sich quasi nen Wolf. Hinzu kommt, dass man auf vielen Seiten erstmal das automatische Aktualisieren deaktivieren muss, weil die Seite sonst nach 10 – 30 Sekunden neu geladen wird. Für sehende ist das an diesen Stellen sicher sinnvoll, weil es sich um Echtzeitdaten handelt, aber für Screenreadernutzer ist das eine echte Barriere, weil man in der halben Minute nur mit Erfahrung den entspr. Haken zum Ausschalten findet.

 

Fazit: Die Elemente für sich sind meistens gut bedienbar. Es liegt oft nicht am HTML-Code – der ist dafür, dass er generiert wird, sogar recht gut. Oft liegt es an der blanken Masse der Elemente pro Dialog. Es ist zu erwarten, dass Webanwendungen im Zuge von HTML5 deutlich komplexer werden. Ihre Verbreitung wird steigen, weil eine Installation einfach auf einem zentralen Server bereitgestellt werden kann. Der Player ist in Form eines Browsers überall installiert und die anwender können den Player bedienen. Sobald die neuen HTML-Elemente den Vorteil von Desktopanwendungen in Bedienkonfort aufgefressen haben, werden viele Anwendungen, bei denen Menschen zusammenarbeiten in Webanwendungen umgewandet. Das wird nicht alle Anwendungen erfassen – solche bei denen jemand alleine an einem Projekt arbeitet und wo Rechenpower wichtig ist könnten verschont bleiben.

 

Es wird eine große Herausforderung werden, solche komplexen Anwendungen so zugänglich zu machen, dass sie nicht nur wahrnehmbar sind, sondern auch effizient mit Großschrift und Screenreadern bedient werden können.

Bookworm – eine Möglichkeit Epub-Bücher online zu lesen ist nicht mehr verfügbar.

Über einen Zuhörer meines Podcast-Artikels über
[[http://bookworm.oreilly.com/ | Bookworm]] auf
[[http://www.blindcooltech.com]] habe ich erfahren, dass die Seite seit ende März 2012 abgeschaltet ist bzw. das Projekt geschlossen wurde. Damit ist mir nur noch ein Plugin für Firefox namens Epub-Reader bekannt, mit dem man _Epub-Dateien mit einem Screenreader lesen kann.
Angeblich war Bookworm mal opensource, aber ich selbst konnte den Code nicht herunterladen.

Der Hai schlägt zurück – Rache für das Fremdgehen mit NVDA?

In einem meiner Artiekl habe ich berichtet, dass ich immer öfter mit NVDA statt mit JAWS meine Arbeiten am PC erledige. Das gilt für mich nicht nur zuhause, wo JAWS mittlerweile eher faul auf der Platte abhängt, sondern auch im Büro. Dort habe ich dem Hai eine zweite Chance gegeben, weil mir einige Darstellungen in NVDA zu ausfühlich und damit zu langsam beim Vorlesen sind. Z.B. wird bei E-Mails der gesamte Status etc. vorgelesen. Bei vielen Mails, ist das etwas zäh.

Wie auch immer JAWS hat mich während meiner Entwicklung unter Visual C++ begleitet und hat sich prompt am Visualstudio festgebissen. In dieser Anwendung gibt es eine spezielle Anischt, die sich Klassenansicht nennt und es ermöglicht schnell durch Quellen zu navigieren. Damit das klappt, baut sich VS eine Art Cache auf, den man manuell löscht, wenn er aus dem Tritt gerät. Beim Start des Projekts im Visualstudio wird der Cache dann neu aufgebaut – wenn JAWS nicht seine Kiefer dazwischen hauen würde.

Das ganze hat mich einige Stunden Arbeitszeit gekostet. Ohne die Ansicht läßt sich nur sehr bedingt arbeiten und das Sharky seine Beißerchen im Spiel hatte, habe ich als allerletztes vermutet. Kaum war JAWS aus und VS mit NVDA gestartet, wurde der Cache aktualisiert bzw. aufgebaut, was das Känguru feixend mit der Ausgabe des Fortschrittsbalkens kommentiert hat.

Fazit: Sicher ist das Behaken von JAWS und Visualstudio ein unglückliches Zusammenspiel und so etwas passiert nun einmal. Es zeigt aber auch, das Screenreader, die sehr tief im System verwurzelt sind immer die Gefahr mit sich tragen andere Dinge signifikant zu beeinflussen.

Java Access bridge in JRE integriert.

Auf der Mailingliste für die Zugänglichkeit von Java wurde berichtet, das Oracle daran arbeitet, die Accessbridge in die Laufzeitumgebung (JRE) zu integrieren. Das ist auch überfällig. Installation und Aktualisierung sind für Fachleute schon kompliziert, für Endanwender nahezu unmöglich.

 

Gestern wurde nun auf der Mailingliste berichtet, dass die Integration in die JRE mit Version 7 Update 6 stattgefunden hat.

 

Die Versionen der JRE (Laufzeitumgebung) und JDK (Entwicklungskit) können von der folgenden Seite heruntergeladen werden:

http://www.oracle.com/technetwork/java/javase/downloads/jre7-downloads-1637588.html

 

Anschließend muss man, laut einem Post auf der Mailingliste über die Zugänglichkeitsoptionen (Windows+u) die Accessbridge aktivieren.

 

Ich glaube, dass die Integration ein großer Schritt in die richtige Richtung ist, weil sie vielen Anwendern Argbeit und Fehlersuche abnimmt. Außerdem kann Oracle so besser sicherstellen, dass Accessbridge und JRE kompatibel sind.

Bei den Screenreadern muss man darauf achten ob sie 32bit oder 64bit Anwendungen sind und die passende Java runtime installieren, sonst klappt es nicht.

Zugänglichkeit von QT-Anwendungen – Möglichkeiten und Fallstricke

Auch wenn die Programmiersprache C++ schon Jahre totgesagt ist, es gibt sie noch immer. Mit dem QT-Framework kann man in dieser Sprache modern anzuschauende und leistungsstarke Anwendungen programmieren. Damit nicht genug, das Framework ist unter bestimmten Bedingungen frei verfügbar.
Nährere Infos über QT finden sich hier [[http://www.qt.nokia.com]]

== Wie zugänglich können QT-Anwendungen grundsätzlich sein ==
Von seiner Grundstruktur her, erscheint QT erstmal recht problematisch für Screenreader. Alle Steuerelemente werden selbst gezeichnet und die nativen des Betriebssystems bleiben außen vor. Da erscheint u.U. nicht mehr als ein leeres Fenster.

Aber QT hat sich in vielen Punkten längst um Zugänglichkeit gekümmert. Dabei wird konsequent die Alternative mit speziellen Zugänglichkeitsschnittstellen wie MSAA und IAccessible2 beschritten. Falls ein Screenreader also auf diesem für ihn speziell entwickelten Kanal hört, hat er wiederum gute Chancen reichlich Infos von der Anwendung mitzubekommen. Die Situation ist ein wenig vergleichbar mit der unter Java Swing. auch hier sind nur Informationen über die definierten Schnittstellen verfügbar.

QT braucht allerdings im Gegensatz zu Java keine spezielle Access Bridge und beschickt stattdessen den Screenreader so, wie es vorgesehen ist. Spezielle Installationsorgien und Probleme beim Update sind hier also kein Problem.

== Wie mache ich eine QT-Anwendung für Screenreader zugänglich? ==
Damit eine QT-Anwendung einem Screenreadernutzer sinnvolle Informationen geben kann, muss man als Entwickler konsequent die Attribute
* accessible name – Wie soll dieses GUI-Element für den Anwender benannt werden?
* Accessible Description: Längere Beschreibung des GUI-Elements. Hier können erweiterete Informationen zum Kontext in dem sich die Anwendung befindet angegeben werden.
* Accessible Role: Welcher Typ verwendet das GUI-Element bzw. welche Rolle spielt es in der Anwendung? Hier sind i.d.R nur bestimmte Rollen zulässig und in den meisten Fällen sind sie durch die Steuerelemente bereits korrekt gesetzt.

Der Entwickler sollte zudem diese Beschriftung auch konsequent in Rahmen, Tabseiten – eben in allen Elementen der Oberfläche fortsetzen. Sie werden nicht alle automatisch vorgelesen, aber wenn ein Screenreadernutzer in de Anwendung navigiert, benötigt er zu den lokalen Informationen z.B. Datei zum Hochladen auch den Kontext – welche Datei zum Hochladen soll hier ausgewählt werden? Durch die Navigation mit dem Screenreader im Objektbaum der Anwendung kann diese Information leichter beschafft werden, wenn alle Ebenen sinnvolle Semantik liefern.
Nehmen Sie sich also bitte die Zeit, sich zu überlegen, was in einem Rahmen, einem Register etc. gekapselt wird und was nicht.

Versuchen Sie zu dem Ihre Anwendung mit abgezogener Maus und abgeschaltetem Schirm mit Hilfe eines Screenreaders wie NVDA zu bedienen. Sie finden ihn hier [[http://www.nvda-project.org]] NVDA ist ein nützlicher Begleiter während der Entwicklung. Er braucht keine Installation und über den Sprachbetrachter könnenn Sie sich die Sprachausgabe in einem Fenster anzeigen lassen.

Für den finalen Test braucht es aber wirklich die Situation, dass Sie den Schirm nicht sehen. Erst dann, wenn sie alle Anwendungsfälle Ihrer Anwendung leicht bedienen können und zu jedem Zeitpunkt wissen wo sie sich befinden, ist Ihre Anwendung gut Zugänglich bzw. barrierefrei.

== Eine QT-Anwendung ist mit Zugänglichkeitsinformationen ausgerüstet, es wird aber nichts vorgelesen. ==
1. Zunächst brauchen Sie einen Screenreader der wirklich die Zugänglichkeitsschnittstellen verwendet. JAWS ist leider nicht von dieser Sorte. NVDA liefert hier deutlich bessere Ergebnisse.
2. Unter Windows XP müssen zusätzlich zur Anwendung die sog. Accessibility Plugins in einem Verzeichnis Namens accessible im Anwendungsverzeichnis also parallel zur ausfürhbaren Anwendung installiert werden. Unter Windows 7 scheint das Problem nicht aufzutreten.
Der Anwendungsentwickler sollte diese Plugins erstellen können – sie können beim Übersetzen des QT-Frameworks erstellt werden. Sie befinden sich anschließend im Ordner plugin und dort im Ordner accessible. Es müssen die Plugins der gleichen QT-Version verwendet werden, wie die anwendung verwendet. Ein Kopieren an den richtigen Ort ist ausreichend.

== Wie zugänglich können QT-Anwendungen werden? ==
Wir haben bei [[http://www.david-software.de]] eine Anwendung mit Zugänglichkeitsinformationen ausgerüstet, die neben den üblichen Eingabefeldern, Listen, Registerkarten und Baumstrukturen auch Tabellen enthielt. Diese ist gut und flüssig in der Bedienung. Allerdings wird der Cursor in Eingabefeldern beim Editieren nicht gesprochen, sodass ich manchmal den Text in einem anderen Editor bearbeite und zurückkopiere. Nicht schön und sicher nicht barrierfrei, aber praktikabel.
Ein anderes Problem sind Auswahlfelder, bei denen die gewählte Option nicht unmittelbar vom Screenreader vorgelesen wird, wie sonst üblich. Hier hilft aber das erneute Anspringen des Steuerelements oder ein Screenreadergefehl, der das aktuelle Objekt erneut vorliest.

== Weitere Informationen ==
Wer mehr über die Zugänglichkeit in QT erfahren möchte, der findet Details unter dem folgenden Link:
[[http://doc.qt.nokia.com/4.7-snapshot/accessible.html | Accessibility in QT]]

Der neue ISO-Standard PDF/UA schlägt bereits Wogen – axesPDF Blog

Die folgende Meldung aus einem anderen Blog finde ich sehr interessant und gehört daher in die Zugänglichkeitsmeldungen. Überhaupt scheit sich einiges zu tun, denn mit NVDA kann man sogar Anträge für das Elterngeld
www.elterngeld.de
ausfüllen.

Hier nun der Link über den neuen Standard:

Der neue ISO-Standard PDF/UA schlägt bereits Wogen – axesPDF Blog.