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Screenreadervergleich ist keine Entscheidungshilfe

Auf der Seite www.dlinfo.de gibt es einen Vergleich von Screenreadern.

Screenreader werden von blinden und sehbehinderten Menschen verwendet, um den Inhalt des Bildschirms am PC zu erfassen.

Aufbau des Vergleichs

Der Vergleich findet zwischen fünf Screenreadern statt, die man getrost als die am häufigsten verwendeten Reader bezeichnen kann. Die Auswahl umfasst dabei einen kostenlosen (NVDA), einen zum Betriebssystem gehörenden (Voiceover) und drei kommerzielle Produkte.
Der Vergleich findet mit den Anwendungen Windowsexplorer, Outlook express, Excel und dem Browser statt. Außerdem wird das Erkunden eines Dialogs mit einem virtuellen Cursor demonstriert.

Tiefe und Vergleichbarkeit

Die Auswahl der Anwendungen entspricht der absoluten Einstiegsklasse. Man könnte Autos auch vergleichen, in dem man sie geradeaus oder um eine Kurwe fahren ließe. Das Ergebnis des Vergleichs fällt auch hier entspr. ähnlich aus. Leider werden nicht einmal die originalstimmeneinstellungen der Reader verwendet, sodass man nicht einmal die Stimmen miteinander vergleichen kann. Alle Reader bis auf Voiceover beherrschen SAPI 4 und 5, sodass man problemlos die Stimme seiner Wahl nachrüsten kann. Der vergleich vergleicht verschiedenes. Beim Explorer und bei Outlookexpress werden mit den verschiedenen Readern verschiedene Funktionen der Anwendungen vorgeführt. Das Ergebnis wäre bei gleichen Arbeitsschritten nicht deutlich anders – geradeausfahren können immerhin alle Autos, aber das Vorgehen deutet auf ein nicht durchdachtes Konzept hin. Der Explorer berücksichtigt auch keine Funktionen von Windows 7 sondern es wird offenbar Windows XP verwendet, dass nun immerhin schon zwei Windowsgenerationen hintenliegt.

Bewertung der Ergebnisse

Der Vergleich überlässt es vollständig dem Anwender, die gehörten Ergebnisse zu bewerten. Das fällt um so schwerer, weil einige Teile des Vergleichs als rasselnder Stimmensalat auf einen herniederregnen. Ja, alle können problemlos den Schnellsprechwettbewerb gewinnen! Aber wie gesagt, das besorgt die unabhängige Stimme. In Excel patzt NVDA beispielsweise dadurch, dass Zellenadresse und Zelleninhalt vermischt bzw. zusammen vorgelesen werden. Aus A1 Inhalt 12 wird damit A112. Das ist ein Knockout-Kriterium für die Arbeit mit NVDA in Excel. Soetwas sollte man bei einem Vergleich kommentieren. Vielen dürfte dieses Problem nicht auffallen, und wer dann glaubt: NVDA liest Excel prima vor, der hat hinterher ein langes Gesicht.

Fazit

Der Vergleich beantwortet keine Fragen zu Unterschieden der Reader. Es werden fast keine Readerkommandos verwendet, die die Unterschiede wirklich deutlich machen können. Wenn ein Hersteller den Autor des Vergleichs zudem noch als Screenreadertitam preist, muss man sich fragen, welcher Maßstab hier angelegt wird. Sicher ist die Firma Dräger & Lienert sehr bewandert im Bereich der Screenreader, aber dann sollte man das auch wirklich zeigen und sich deutlich mehr Zeit für einen Vergleich nehmen. Dazu gehören Stressituationen in Anwendungen, Anpassungen etc. Eben alles, wo die Reader wirklich gefordert sind. Es fällt außerdem auf, dass Cobra offenbar deutlich träger reagiert, als die Konkurrenten – einmal vorausgesetzt, dass die gleiche Hardware im Test genutzt wurde.