Dolphin Guide – das Handbuch des Grauens

Gestern habe ich vom Dolphin Guide erfahren. Das ist eine Anwendung für ungeübte Computerbenutzer, um ihnen viele Tastenkombinationen zu ersparen.

Für mich wäre das natürlich nichts, aber grundsätzlich finde ich solche Werkzeuge gut. Mit WinGuido gibt es etwas ähnliches kostenlos, aber Dolphin Guide kostet mehrere hundert Euro.

Eine Beschreibung des Produkts findet sich unter http://www.dolphinguide.de/

Nach einer gescheiterten Installation des so viel umworbenen Window-Eyes auf meinem PC bin ich vorsichtig und lese erstmal das Handbuch bevor ich darüber nachdenke die Demoversion durchzuspielen.

Das Handbuch ist der Hammer! In schnodderigem Denglisch werden die kapitel oberflächlich angerissen. Zum Thema Installation auf einem mehrbenutzer-PC heißt es in den Anleitungen: Schlagen sie Im Kapitel 7 nach. dort wird nur besprochen, das man die Anwendung unbedingt als Admin installieren muss (PCs mit Mehrbenutzerbetrieb seien nur was in der Öffentlichkeit und am Arbeitsplatz). Dann mus man noch alle Stimmen sabbeln lassen, damit ein anderer Benutzer arbeiten kann.

Der Guide wie er genannt wird, hat wohl auch eine Rechtschreibprüfung. Entwerder haben die Autoren das eigene handbuch damit nicht überprüft, oder die Prüfung ist nichts Wert. Beim Überfliegen habe ich mindestens 10 Schreibfehler gefunden.

Oh, man stellt das handbuch als PDF bereit, aber weder getagged noch mit vernünftigen Auszeichnungen von überschriften oder gar Links im Inhaltsverzeichnis.

Die Befehle, die ein Anwender eingeben muss sind englisch und die Tastenkombinationen wurden so gewählt, dass ein Screenreadernutzer sich wirklich nicht zurecht findet. Auf Webseiten bewegt man sich mit Pfeiltasten durch die Elemente – aber mit links und rechts – nicht wie sonst üblich.

Wenn man den Guide nicht automatisch starten möchte, dann muss man ihn laut Handbuch mit Strg+Umsch+g starten, aber bitte mit Strg und Umsch auf der linken Seite. Haben die Leute die Tasten jemans selbst gedrückt?

Das ganze wirkt wie ein zusammengestampftes Projekt, bei dem die Interessen der Hauptzielgruppe – ältere unerfahrene Menschen mit Füßen getreten werden.
* Wie wäre es mit klarer deutscher Sprache?
* Deutschen Kommandos in der Adressbox des Webbrowsers?
* eingebürgerten Tastenkombinationen wie Strg+s zum speichern statt strg+w?
* Eine ausführliche und fehlerbeschreibende Anleitung? Z.B. heißt es bei den E-Mail- und Webeinstellungen: Diese erhalten Sie von ihrem Internetanbieter. Übrigens kenne ich die Anwendung nur, weil man mich gefragt hat, was die Person beim Pop-Server eingeben sollte. Natürlich kennt der Hersteller nicht die persönlichen Zugangsdaten, aber man hätte doch versuchen können, eine Liste mit den gängigsten anbietern beizulegen, oder die Daten gar aus der Mailadresse abzuleiten. Das wäre dann wirklich mal clever gewesen!

Wegen der Kosten scheinen einige Anbieter zu versuchen, die Anwendung als Lesesystem den Krankenkassen zu verkaufen. auf der o.g. Seite gibt es allerdings keinen entspr. Hinweis. Will sagen: Das wäre in der Verantwortung des Verkäufers.

Ich gehe jede Wette ein, dass ich innerhalb kurzer Zeit gravierende Fehler in der Anwendung finden würde. Wer ein solches handbuch produziert, kann nur schwer eine wirklich stabile Anwendung erstellen. Vielleicht traue ich mich ja, und installiere die Anwendung zum Test.

Ich bin ehrlich gesagt entsetzt darüber, dass solche Produkte existieren und sie innerhalb der Blindenselbsthilfe beworben werden. Da darf sich dann auch keiner über die wütenden Anrufe beschweren.